Der Mobilfunk-Empfang im Inneren grosser Gebäude-Komplexe oder auch gut isolierter Häuser (Stichwort: Minergie) ist oft eine Herausforderung. Grosse Mengen an Beton, Stahl und unter Umständen auch behandeltes Glas schwächen den Empfang des «normalen» Mobilfunknetzes von aussen. So stellt sich die Frage: Einbau von Antennen der Provider oder Installation eines Wireless-Netzes für WiFi-Calling?

Eine (kostspielige) Lösung ist ein Einbau von Antennen, welche direkt von den Providern zur Verfügung gestellt werden. Dies hat jedoch den Nachteil, dass eine Antenne jedes Providers installiert werden muss, um allen Nutzern ein Netz bereitstellen zu können.

Eine kostengünstigere Alternative dazu kann eine WLAN-Umgebung sein, welche das WiFi-Calling in allen nötigen Bereichen ermöglicht. Doch was ist bei der Installation einer solchen Lösung wichtig, um dem Nutzer ein zufriedenstellendes Telefonie-Erlebnis zu ermöglichen. Wir haben fünf Faktoren zusammengestellt:

Abdeckung von Verbindungsbereichen

Anders als bei einer gewöhnlichen WLAN-Einrichtung sind gerade die Verbindungsbereiche wichtig. Damit sind Treppenhäuser, Gänge oder auch Tiefgaragen gemeint. Grundsätzlich alle Bereiche, in welchen Personen telefonieren könnten und wo sonst keine WLAN-Abdeckung notwendig ist. Je nach Gegebenheiten kann es sein, dass in gewissen Bereichen zusätzliche APs (im Gegensatz zu einer «normalen» WLAN-Lösung) benötigt werden. Dies sollte man bereits in der Planung berücksichtigen.

Planung und Abstimmung der APs

Für den Nutzer ist die Qualität des Netzes das Wichtigste und das Erste, was bemerkt wird, wenn diese nicht stimmt. Hat das Netz eine schlechte Qualität, durch welchen Grund auch immer, hört man dies sofort in der Tonqualität während eines Gespräches. Knacken, Rauschen und sogar Tonunterbrüche können auftreten.

Mit einer guten Planung der AP-Standorte und einer korrekten Abstimmung kann die Qualität des Netzes spürbar, beziehungsweise in diesem Fall hörbar, verbessert werden. Die Stärke jedes einzelnen APs wird idealerweise auf seine Nachbarn abgestimmt. Ein zu stark eingestellter AP kann zur Folge haben, dass ein Handy eines Nutzers zu spät zum nächsten AP verbindet. Da kann es aber sein, dass das Signal da bereits wieder schwächer wird und so die Qualität leidet. Funktionen wie Smart-Antenna können die Abstimmung des Netzes auch positiv beeinflussen.

Grundsätzlich empfiehlt sich für eine WiFi-Calling-Lösung das 5-GHz-Netz. Ausschlaggebend dafür ist die grössere Auswahlmöglichkeit an Kanälen. So lässt sich eine Störung auf einem doppelt belegten Kanal vermeiden, was ebenfalls wieder der Qualität des Netzes und des Telefongespräches zugutekommt.

Eigenes V-LAN nur für Calling vs. integrierte Lösung

Grundsätzlich hat man zwei Optionen: Ein eigenes V-LAN, welches nur für Wifi-Calling genutzt werden kann oder eine «normale» WLAN-Lösung, bei welcher alle Arten von Datenverkehr zugelassen werden. Dies ist eine Entscheidung, die unbedingt schon in der Planung gefällt werden muss, da sie Auswirkungen auf die Instruktion der Nutzer hat.

Die Vorteile eines eigenen V-LANs, bei welchem alle üblichen Nutzungen wie das Streamen von Musik oder Video oder das normale Surfen unterbunden werden, sind Qualität und Sicherheit.

Dagegen steht aber der grosse Nachteil der Usability: In einem abgetrennten, nur für WiFi-Calling eingerichteten Netz, hat der User keinen Internetzugang zum Surfen. Das heisst er muss sich für ein Telefongespräch extra in ein anderes Netz einwählen als in jenes zum Surfen.

Welches die richtige Lösung ist, hängt ganz von dem Einsatzgebiet ab. Je nachdem, ob Qualität und Sicherheit oder Usability mehr gewichtet wird, richtet man ein separates V-LAN ein – oder eben nicht.

Die Kommunikation und Instruktion des Kunden / Users

Eine WLAN-Umgebung für WiFi-Calling kann in vielen Fällen eine sehr günstige, aber effektive Lösung sein – wenn der Nutzer weiss, wie er sie benutzen kann und soll. Somit ist die Kommunikation und Instruktion ein Punkt, der keinesfalls vernachlässigt werden darf. Ebenfalls zu bedenken ist, dass die «Gebrauchsanweisung» nicht nur den Kunden, sondern auch die weiteren Nutzer betrifft.

Wie schon angesprochen, müssen die User wissen, was sie in welchem Netz machen können. Ist in einem Netz nur das WiFi-Calling erlaubt, muss der Nutzer dies wissen und auch, wann er wo dieses Netz zur Verfügung hat.

Neben dem Netz müssen natürlich auch die Geräte der User WiFi-Calling und Roaming (automatisches Wechseln von AP zu AP bei mehreren APs) unterstützen. Hier kann man ebenfalls empfehlen, den Kunden beziehungsweise User darüber zu informieren. Eine Liste mit Geräten, die aktuell WiFi-Calling unterstützen, finden Sie hier.

WiFi-Calling für Home-User – kein Problem

Haben Sie bei sich zu Hause schlechten Mobilfunknetz-Empfang? Gerade auch gut isolierte Minergie-Häuser mit behandelten Fenstern schwächen oder blockieren oft das normale Mobilfunknetz.

Doch auch als Home-User können Sie ohne grosse Kosten WiFi-Calling einrichten und nutzen – sehr einfach sogar. Dazu müssen Sie lediglich ein WLAN-Netz in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus haben. In den meisten Fällen reicht hier auch ganz normaler WLAN-Router oder AP. Bei grösseren Flächen und für ein reibungsloses Roaming im ganzen Bereich empfiehlt es sich, mit zusätzlichen APs und einem Controller zu arbeiten.

Wenn Sie nun ein Handy haben, welches WiFi-Calling unterstützt und Sie dies aktiviert haben, können Sie WiFi-Calling bereits nutzen.

Wifi-Calling-Projekt im höchsten Wohngebäude der Schweiz am TEFO

Am kommenden TEFO am 21. November 2019 in Regensdorf wird genau eine solche WiFi-Calling-Lösung vorgestellt. Von Claudio Beltrametti – Sunrise, Stephan Hofer – Iconet AG und Frank Studerus – Studerus AG erfahren Sie, wie im Jabee-Tower mit 80 Access-Points ein Netz für WiFi-Calling installiert wurde.

Dieses und weitere spannende Themen erwarten Sie am TEFO‘19

Autor

Flavio Pfister Projektleiter TEFO Studerus AG

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